Was haben wir aus der Corona-Krise gelernt?
«Während sich die einen um ihre Freiheit sorgen, weil sie mit einer Maske herumlaufen müssen, sorgen sich andere um ihr Leben.» Die Gesellschaft
driftet derzeit auseinander. Im Interview mit der Aargauer Zeitung blickt Andre Rotzetter, Spartenpräsident Pflegeinstitutionen, auf ein Jahr Corona-Krise zurück.
Ein Schritt in Richtung Normalisierung ist geschafft: Sämtliche Bewohner der Aargauer Pflegeheime, die wollten, sind seit Ende letzter Woche geimpft. Andre Rotzetter ist froh, denn er hat miterlebt, was Corona anrichten kann. Dass Pflegeheime als Todeszonen bezeichnet werden findet er nicht nur dumm sondern auch falsch. «Natürlich treffe es ein Alterszentrum hart, wenn sich das Coronavirus im Heim ausbreite. Aber das liegt daran, dass hier die am meisten Gefährdeten leben. Zudem vergesse man, wenn man die nackten Zahlen betrachte, dass auch ohne Corona-Virus rund ein Drittel der Bewohner pro Jahr stirbt. Das Alters- und Pflegeheim ist die letzte Station auf dem Lebensweg.»
Die Alterszentren bilden für Andre Rotzetter die Gesellschaft im Kleinen ab: «In der Corona-Frage sind wir der Gesellschaft drei bis vier Monate voraus. Die Diskussionen über Gefahren, Impfungen und die Rückkehr zu den alten Freiheiten seien in den Heimen ganz ähnlich geführt worden. Wir können von den Erfahrungen aus den Heimen lernen.» Etwa, dass eine Herdenimmunität wirklich funktioniert: Seit Weihnachten ist in seinen Pflegeheimen kein neuer Corona-Fall aufgetreten.
Lesen Sie das ganze Interview:
Covid-19 hat den Fokus einseitig auf Fall- und Sterbezahlen in Pflegeheimen gelenkt. Dr. Markus Leser, Leiter Fachbereich Menschen im Alter und Mitglied der Geschäftsleitung CURAVIVA Schweiz, fordert eine ganzeitliche Betrachtung der Situation.
Es ist verlockend, auf einfache Rezepte zu setzen und ein erneutes generelles Besuchs- und Ausgehverbot für Pflegeheimen zu fordern. Doch so weit darf es nicht kommen. Erstens wäre auch dann kein totaler Schutz garantiert. Zweitens wären die psychischen Folgen für die Betroffenen katastrophal. Und drittens darf die Pandemie keinesfalls dazu führen, dass Ältere diskriminiert werden.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sind soziale Kontakte für ihr psychisches Wohl zentral. Dieses gilt es genauso zu schützen wie die körperliche Gesundheit. Die ständige Gratwanderung zwischen verordnetem Schutz und individueller Freiheit verlangt von allen Beteiligten viel. Es ist schwieriger geworden, den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen gerecht zu werden.
Covid-19 hat den Fokus von Medien, Politik und Gesellschaft einseitig auf die Fall- und Sterbezahlen in Alters- und Pflegeheimen gelenkt. Das müsste eigentlich dazu führen, dass die Institutionen umgehend, umfassend und unbürokratisch in der Krisenbewältigung unterstützt würden. Doch genau das geschieht nicht. Stattdessen kommt es in der öffentlichen Diskussion vermehrt zur Skandalisierung des Sterbens, zu Zuspitzungen, haltlosen Vorwürfen und Schuldzuweisungen. Der Tenor: Nur virenlose Institutionen sind gute Institutionen. Dieser Fokus wird all jenen nicht gerecht, die seit bald einem Jahr bis zur Erschöpfung und darüber hinaus ihr Bestes geben.
Markus Leser betont, dass nur geeignete Massnahmen getroffen werden können, wenn die Situation der Betroffenen in Pflegeinstitutionen ganzheitlich betrachtet wird. (NZZ, 10. Februar 2021)
Nach monatelangem Arbeiten fast rund um die Uhr zeigt die Tendenz der Hospitalisationen auch im Kantonsspital Baden (KSB) endlich etwas nach unten. Dank der sinkenden Zahlen an Intensivpatienten kann das Spital wieder einen Operationssaal öffnen und nicht lebensnotwendige Eingriffe nachholen, die aber ebenfalls wichtig sind. Bis zum heutigen Zeitpunkt musste das Spital bereits 1000 Operation verschieben.
Die Situation kann sich schnell wieder ändern - deshalb bleibt das Pflegepersonal vorsichtig.
Die neuen Vorgaben von Bund (18. Oktober 2020) und Kanton (19. Oktober 2020), beziehungsweise die für sie relevanten Punkte, werden von den Aargauer Spitälern, Kliniken und Pflegeinstitutionen in ihren spezifischen Schutzkonzepten berücksichtigt, um weiterhin ihre Bewohnerinnen und Bewohner, Patientinnen und Patienten, Besucherinnen und Besucher sowie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen.
Der Bundesrat hat die «ausserordentliche Lage» am 19. Juni beendet und in die «besondere Lage» gewechselt. Damit geht die Hauptverantwortung für den Umgang mit dem Coronavirus an die Kantone. Der Kanton Aargau seinerseits hat die Notlage aufgehoben.
Alle Aargauer Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen müssen, ähnlich wie beispielsweise die Restaurants, ein eigenes Schutzkonzept vorweisen können und umsetzen. Die vaka stellt ihren Mitgliedern zwei Musterschutzkonzepte zur Verfügung: eines für die Spitäler und Kliniken und eines für die Pflegeinstitutionen. Darauf aufbauend erarbeitet jede Institution ihr individuelles Schutzkonzept.
Mit dem Schutzkonzept wird das Infektionsrisiko für Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohner, Besucherinnen und Besucher sowie für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ein Minimum reduziert. Es definiert, wie die Hygiene- und Verhaltensregeln des BAG eingehalten werden können. Dabei geht es um das Contact Tracing, das Distanzhalten, die Händehygiene, das Maskentragen, etc.
Die vaka verzichtet bewusst darauf, ihren Mitgliedern weitere Empfehlungen abzugeben. Sie rät allen, sich auf den Webseiten von Bund und Kanton über Neuerungen zu informieren:
Die einheitliche Finanzierung (EFAS) ist eine grosse Chance für das Schweizer Gesundheitswesen.
Sie stärkt die Versorgungsqualität, senkt die Kosten und entlastet die Prämienzahlenden.
Stimmen auch Sie JA am 24. November 2024 und unterstützen Sie diese wichtige Reform. Weitere Informationen