36 400 zusätzliche Pflege- und Betreuungspersonen bis 2029

36 400 zusätzliche Pflege- und Betreuungspersonen bis 2029

Heute leben im Aargau rund 33 500 Menschen, die 80 Jahre oder älter sind. Diese Zahl wird in den nächsten Jahrzehnten stark steigen. Im Jahr 2030 werden es schon über 50 000 Menschen sein. Damit wird es auch mehr Pflege- und Betreuungspersonal brauchen.

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Mehr ältere Menschen - mehr Pflegepersonal

Betreuung von älteren Menschen

Die Obsan*-Studie vom September 2021, Gesundheitspersonal in der Schweiz – Nationaler Versorgungsbericht 2021, zeigt auf, welches der heutige Stand ist und wieviel Gesundheitspersonal es in Zukunft in der Schweiz brauchen wird, um die Versorgung sicherzustellen. 

Im Jahr 2019 waren in den Schweizer Gesundheitsinstitutionen 185‘600 Personen im Bereich Pflege und Betreuung tätig. Rund die Hälfte von ihnen (45 Prozent) war in Spitälern und Kliniken angestellt, ein Drittel (39 Prozent) in Alters- und Pflegeheimen und die restlichen 17 Prozent in den Spitex-Diensten. 

Im Jahr 2029 wird der Bedarf an Pflege- und Betreuungspersonal von 185’600 auf 222’100 Personen steigen. Dies entspricht einem zusätzlichen Bedarf von 36 400 Personen:

Zusätzlicher Bedarf an Pflegepersonal

Welche Ausbildungsabschlüsse werden gefragt sein?

Bis zum Jahr 2029 braucht es 36 400 zusätzliche Personen als Pflege- und Betreuungspersonal mit folgenden Ausbildungsabschlüssen:

  • 15 800 sollten einen Abschluss auf Tertiärstufe haben,
  • 12 600 Personen sollten einen Abschluss der Sekundarstufe II mitbringen, und
  • 8000 Personen brauchen keinen formalen Ausbildungsabschluss

So präsentiert sich der Bedarf nach Ausbildungsabschluss und Institutionen:

Zusätzlicher Bedarf nach Ausbildungsabschluss

Nachfrage kann heute schon kaum gedeckt werden und betrifft alle
Die Personalsituation bei den Gesundheitsberufen ist heute schon angespannt. Viele Institutionen können offene Stellen gar nicht oder erst nach einer gewissen Zeit und nur mit hohem Rekrutierungsaufwand besetzen. Die vakanten Stellen bedeuten eine Zusatzbelastung für die Angestellten. Es zeigt sich, dass je höher das gesuchte Qualifikations­niveau ist, desto schwieriger sich die Rekrutierung gestaltet. Es gibt einzelne Institutionen, die gezwungen sind, Betten oder ganze Abteilungen zu schliessen, was sich negativ auf das Betriebsergebnis auswirkt. Viele Betriebe müssen auf Personalvermittler und auf temporäre Mitarbeitende zurückgreifen, was mit einem höheren Auf-wand und Kosten verbunden sind. 

Vorzeitige Berufsaustritte verursachen Lücke zwischen Angebot und Bedarf
Schaut man zurück, zeigt sich, dass in den Jahren 2012 bis 2019 die Ausbildungsabschlüsse um 74 Prozent gesteigert werden konnten. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 8,3 Prozent. Diese positive Entwicklung ist auf die grossen Anstrengungen der Betriebe und der Schulen bei der Rekrutierung und bei der Ausbildung von Gesundheitspersonal zurückzuführen.
Schafft man es in den nächsten Jahren, dieses Wachstum bei den Ausbildungszahlen noch zu steigern, liesse sich der Zusatzbedarf und der Ersatzbedarf, der durch die Pensionierungen entsteht, bis ins Jahr 2029 vermutlich knapp decken. Wichtig aber ist, dass man versucht, den vorzeitigen Berufsaustritten und den Verlusten beim Übergang von der Ausbildung zum Eintritt in den Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. Sie verursachen eine Lücke, die sich der Gesundheitsbereich nicht leisten kann. In welchem Aus-mass das Schweizer Gesundheitswesen seinen Personalbedarf in Zukunft selbst decken kann, hängt entscheidend von einem erfolgreichen Verlauf der Berufseinstiegsphase und von einer möglichst langen Berufsverweildauer des Gesundheitspersonals ab.

Kombination von Massnahmen notwendig, um die Lücke zu schliessen
Die Obsan-Studie empfiehlt einen Mix aus Massnahmen bei der Rekrutierung, Ausbildung, der Personalerhaltung und beim Personaleinsatz umzusetzen. Speziell der Ausbildung und der Personalerhaltung muss grosse Beachtung geschenkt werden, damit es nicht zu vorzeitigen Berufsausstiegen kommt. In der Verantwortung stehen die Gesundheitsinstitutionen. Diese sind sich ihrer Rolle bewusst, werden aber ohne angemessene Finanzierung ihrer Leistungen nicht in der Lage sein, diese Verantwortung erfolgreich wahrnehmen zu können. Die Politik und die Behörden müssen dringend für Rahmenbedingungen sorgen, die es den Betrieben und den weiteren Akteuren erlauben, das Personal dank angemessener Arbeitsbedingungen auch im Beruf zu erhalten. Dazu gehören kostendeckende Tarife für alle Leistungserbringer im Gesundheitswesen.

Weichen für die Zukunft sofort stellen – Pflegeinitiative umsetzen
Um weiterhin die Ausbildungszahlen steigern zu können, müssen genügend Lernende und Studierende rekrutiert und vor allem genügend Praktikumsplätze bereitgestellt werden. Es braucht die Umsetzung der Pflegeinitiative - möglichst zeitnah. Im Aargau hat das Departement Gesundheit und Soziales eine Arbeitsgruppe mit den Verbänden der Leistungserbringer, der OdA GS Aargau AG und der HFGS gebildet. Die vaka ist mit insgesamt sechs Vertreter/innen aus allen Sparten vertreten. Gemeinsam will man definieren, wo die Gelder, die der Bund/Kanton für die Ausbildungsoffensive im Rahmen der Umsetzung der Pflegeinitiative freigibt, am sinnvollsten und effektivsten verwendet werden können.

Parallel dazu hat Grossrätin Edith Saner eine Motion und ein Postulat eingereicht:

22.189 Motion betreffend Stärkung der Ausbildungsqualität
Es ist wichtig, dass die Berufsbildner/-bildnerinnen mehr Zeit erhalten, um sich um die Lernenden kümmern zu können. Sie müssen aber auch eine Weiterbildung vorweisen, um diese Funktion ausüben zu können. Es geht nicht nur darum mehr auszubilden, sondern auch die Ausbildungsqualität zu stärken.

22.200 Postulat betreffend Förderung und Weiterentwicklung des Berufes Fachperson Gesundheit EFZ durch Weiterbildungen und Fachausweise 
Für die Fachpersonen Gesundheit EFZ (FaGe) sollen interessante Laufbahnmöglichkeiten und Berufsperspektiven geschaffen werden, damit der Beruf attraktiver wird.

Es ist wichtig, jetzt die Zeichen der Zeit zu erkennen, die Weichen richtig zu stellen und danach zu handeln. Nur so kann das Schweizer Gesundheitswesen auch in den nächsten Jahrzehnten die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen.

*Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) ist eine von Bund und Kantonen getragene Institution. Das Obsan analysiert die vorhandenen Gesundheitsinformationen in der Schweiz. Es unterstützt Bund, Kantone und weitere Institutionen im Gesundheitswesen bei ihrer Planung, ihrer Entscheidungsfindung und in ihrem Handeln. Weitere Informationen sind unter www.obsan.ch zu finden.

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